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Schönheitsideale
Schönheitsideale sind wandelbar: Während in Europa zur Zeit der
Renaissance und des
Barock, in der Gründerzeit und in der 50er Jahren des 20.
Jahrhunderts sowie in vielen arabischen, asiatischen und
afrikanischen Kulturen bis heute ein eher fülliger oder sogar
sehr fülliger und fettreicher Körper als attraktiv galt bzw.
gilt, wurde in Europa und Nordamerika in den letzten Jahrzehnten
insbesondere für Frauen ein Schönheitsideal etabliert,
dem fast nur Magersüchtige oder Models, die ihr natürliches
Hungergefühl mit Kokain oder anderen Drogen unterdrücken,
gerecht werden können. Normalgewichtige halten sich deshalb
nicht selten bereits für "zu dick". Generell scheint es eine
Tendenz zu geben, dass in Zeiten und Gegenden mit
Nahrungsknappheit und Hungergefahr füllige Körperformen als
schön gelten, in Zeiten und Gegenden des Wohlstands und eines
Überangebotes an Nahrung dagegen eher magere Gestalten.1
Idealgewichte
Aber nicht nur in ästhetischer, sondern auch in gesundheitlicher
Hinsicht gibt es kein allgemein gültiges Idealgewicht: Von Natur
aus – nämlich genetisch bedingt und teilweise abhängig von der
Ernährungssituation der Mutter während der Schwangerschaft, aber
danach bei ausreichendem Nahrungsangebot weitgehend unabhängig von der
Menge und Art der zugeführten Nahrung sowie dem Mehr oder
Weniger an körperlicher Bewegung – gibt es sowohl sehr schlanke
als auch sehr stabil gebaute Menschen und alle möglichen
Zwischenformen. Wer kompakt gebaute Eltern hat, wird
wahrscheinlich deren stabilen Körperbau erben, und wer sehr
schlanke Eltern hat, wird voraussichtlich ebenfalls schlank sein
und bleiben. Denn der Körper versucht, sein individuelles
Idealgewicht zu halten, und zwar bei übermäßiger
Nahrungsaufnahme durch Energieverbrauch, bei unzureichender
durch Energieeinsparung, und kann nur durch
erheblichen äußeren Zwang, nämlich einerseits Mästung,
andererseits Hunger"kuren"
(Diäten), eventuell verbunden mit völliger Bewegungslosigkeit
einerseits, großer körperlicher
Anstrengung (Sport) andererseits, oder durch Krankheiten, Dauerstress
o. Ä. daran gehindert werden. Der ideal gebaute Mensch
mit überindividuellem Idealgewicht ist dagegen eine Abstraktion
und im Interesse einer zum Überleben der Art hinreichenden Biodiversität evolutionsgeschichtlich auch gar nicht
wünschenswert.
Bei Krankheit oder
Schwangerschaft ist es eindeutig von Vorteil, über Fettreserven zu
verfügen und davon zehren zu können, wenn der Körper zeitweilig
selbst nicht in der Lage ist, in erforderlichem Umfang Nahrung
zu sich zu nehmen und/oder zu verwerten, und die höchste
Lebenserwartung haben Menschen im mittleren und höheren Alter nicht
dann, wenn sie nach den derzeitigen Maßstäben der
Gesundheitsindustrie normalgewichtig sind und einen
Body-Mass-Index (BMI) zwischen 20 und 25 aufweisen, sondern
angeblich bereits übergewichtige Menschen mit einem BMI zwischen
25 und 30.
Die geringste Lebenserwartung haben dagegen nicht etwa stark
übergewichtige, sondern vielmehr schlanke bis untergewichtige Menschen mit
einem BMI unter 22. Die BMI-Werte für das "Normalgewicht"
wurden auf Betreiben der Pharmafirmen in den letzten Jahrzehnten
übrigens mehrfach abgesenkt und so aus vielen Millionen gut
genährten, völlig gesunden Menschen angeblich
behandlungsbedürftige "Dicke" gemacht.
Zudem sagen weder der BMI noch
die meisten übrigen Methoden zur Berechnung des
"Normalgewichtes" oder "Übergewichtes" einer Person wie z. B.
der
Broca-Index etwas über die Relation von Fett- und
Muskelmasse oder über die Verteilung des Fettes innerhalb des
Körpers aus und berücksichtigen außerdem weder Alter noch
Geschlecht, obwohl der Anteil des Körperfettes am Gesamtgewicht
bei erwachsenen Menschen und bei Kleinkindern von Natur aus
deutlich größer ist als bei Heranwachsenden und bei Frauen von
Natur aus größer als bei Männern. Außerdem ist gerade die Verteilung
des Fettes innerhalb des Körpers gesundheitlich relevant: Während Fett an Hüften und Po
gesundheitlich wenig bedenklich ist, begünstigt zu viel
Bauchfett die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Aber ein leichter Bauchansatz
ist noch kein Grund zur Panik bzw. zum Abnehmen, insbesondere dann
nicht, wenn man "in den besten Jahren" ist: Naturgemäß nimmt man
mit zunehmendem Alter langsam, aber kontinuierlich zu;
naturgemäß wird mit zunehmendem Alter – und ohne regelmäßiges
Krafttraining – Muskelmasse abgebaut und Fett
angelagert und naturgemäß wird ein erheblicher Teil dieses Fettes
insbesondere beim Mann in der Bauchgegend gespeichert. Beim Mann
sind diese altersgemäßen Veränderungen natürliche Folgen des allmählich sinkenden
Testosteronspiegels. Im Alter verliert man dagegen
gewöhnlich wieder Gewicht.
Übrigens ist es in der Regel nicht ratsam, Testosteron künstlich
zuzuführen, um z. B. den männlichen Sexualtrieb zu steigern oder
Muskel- und Knochenmasse aufzubauen bzw. deren Abbau zu stoppen,
denn Testosteron hat nicht nur erwünschte Wirkungen,
sondern steigert zugleich auch die Aggressivität und kann überdies
Prostatakrebs aktivieren.
Insgesamt lässt sich sagen, dass die
Rolle des Körperfettes bei der Entstehung von Krankheiten
vielfach zweifelhaft und ein BMI zwischen ca. 20 und ca. 30
gesundheitlich unbedenklich ist, sofern sich nicht der größte
Teil des Körperfettes am Bauch konzentriert und sofern
nicht weitere Risikofaktoren wie z. B. ständiger Bluthochdruck,
Rauchen
oder eine erbliche Veranlagung zum Diabetes hinzukommen. Aber
selbst ein höherer BMI ist nicht automatisch gesundheitlich
bedenklich, wenn keine weiteren Risikofaktoren vorliegen.
Nutznießer des Schlankheitskults
Die finanziellen Nutznießer der derzeitigen Entwicklung in den
wohlhabenden Ländern hin zu übertrieben schlanken Körperformen als
Schönheits- und Gesundheitsideal sind alle jene Unternehmen und Personen, die
Menschen, die ihrem Hunger entsprechend essen und eine ihren
Anlagen und ihrem Alter entsprechende Figur haben, davon
überzeugen können, sie seien zu dick, litten an Fettsucht
(Adipositas) und müssten aus
ästhetischen und gesundheitlichen Gründen abnehmen und dazu ihre
Produkte und Dienstleistungen kaufen, also z. B. die
Pharmaindustrie mit ihren Schlankheitspillen und -pulvern, die
Apotheker und Ärzte als Verkäufer und Verschreiber
entsprechender Mittel, die
Ernährungsindustrie mit ihren kalorienreduzierten Lightprodukten,
die Ernährungsberater (Ökotrophologen) und die "Experten" im
Fernsehen, in der Regenbogenpresse etc., die Betreiber von
Fitnessstudios und Schlankheitsinstituten aller Art, die Schönheitschirurgen,
von der Pharmaindustrie bezahlte Medizinjournalisten und
"Wissenschaftler" u. v. m.
Aber auch z. B. die Anbieter
von Lebensversicherungen oder privaten Krankenversicherungen
haben ein Interesse daran, dass möglichst viele Menschen als
übergewichtig gelten, denn da "Übergewicht" als gesundheitliches
Risiko gewertet wird, können sie von allen diesen Menschen höhere
Risikoprämien fordern. Wenn die Betroffenen dann angesichts der
angeblichen Gesundheitsrisiken tatsächlich zu fasten beginnen
und damit in Wirklichkeit ihre Lebenserwartung verkürzen, dürfen
sich die Lebensversicherer über einen doppelten Gewinn freuen.
Sinn und Unsinn von Diäten
Diäten gleich welcher Art sind – außer in extremen Fällen
krankhaften Übergewichts und unter ärztlicher Aufsicht – kein
geeignetes Mittel zur Gewichtsreduzierung, denn sie führen fast
immer dazu, dass man kurzfristig abnimmt und nach dem Ende der
Diät mittelfristig wieder zunimmt, und zwar mehr, als man zuvor
abgenommen hat. Der Körper nämlich reagiert auf die
Nahrungsverknappung damit, dass er den Grundumsatz reduziert und
nach der "Hungersnot" für eventuelle weitere
Hungerperioden vorsorgt und zusätzliche Fettreserven anlegt. Je
mehr Diäten man macht, desto dicker wird man deshalb – und
Fettzellen, die sich einmal gebildet haben, bleiben lebenslang
und lassen sich allenfalls leeren. Ein Absaugen des Fettes
bringt dagegen meistens keinen dauerhaften Erfolg. Nicht gefüllte Fettzellen
wiederum rufen Hunger hervor. Deshalb ist es sinnvoll,
Fettzellen gar nicht erst im Übermaß entstehen zu lassen und
besonders in der Kindheit und Jugend darauf zu achten.
Diäten sind auch gesundheitlich bedenklich,
denn während der Diät
werden dem Körper häufig wichtige Nährstoffe und Spurenelemente nicht
in ausreichender Menge zugeführt und neben Fett auch Muskelmasse
und Knochensubstanz abgebaut. Diäten
sind daher nur für Kranke von Nutzen, und auch dann in der Regel
nicht als kurzfristige Fastenkur, sondern im Sinne einer
lebenslangen Vermeidung von
Lebensmitteln, die Substanzen enthalten, auf die der Körper
allergisch reagiert oder die er nicht oder nur in begrenzter
Menge verarbeiten kann.
Wer als von Natur aus stabil
gebauter Mensch aus sozialen Gründen abnehmen möchte, hat
folglich ein Problem, insbesondere
dann, wenn er womöglich auch noch mit wenig Nahrung auskommt,
weil sein Körper die Nahrung besonders gut verwertet oder weil
sein Körper nur relativ wenige Kalorien für die
Aufrechterhaltung der körperlichen Grundfunktionen wie Atmung,
Kreislauf etc. benötigt, also einen
niedrigen Grundumsatz hat: Um
erfolgreich abzunehmen und sein neues Gewicht anschließend
auch zu halten, muss er letztlich lebenslang fasten – auch wenn
Obst, Salat, Gemüse und Vollkornbrot das Hungergefühl zeitweise
dämpfen können – und sein Gewicht streng kontrollieren. Eine
Erfolgsgarantie hat er damit aber noch nicht.
Auch Sport hilft beim Abnehmen
meistens wenig: Zwar werden beim Sport durchaus Kalorien
verbraucht, aber im Vergleich zum Grundumsatz ist die Menge
relativ gering. Außerdem hat man nach dem Sport häufig Hunger und Durst
und nimmt dann sehr leicht mehr Kalorien zu sich, als man durch
die sportliche Betätigung verbraucht hat. Gleichwohl kann Sport
– durchaus auch Krafttraining – langfristig nützen, weil dabei
Muskelmasse aufgebaut und der Energieverbrauch für längere Zeit
erhöht wird: Zwar nimmt man nicht unbedingt ab, aber man bekommt
– nach dem derzeit in Europa und Nordamerika vorherrschenden
Schönheitsideal – eine bessere Figur.
Wem das zuviel an Anstrengung und
Selbstkasteiung und zu wenig Erfolg versprechend ist, der sollte als wohlbeleibter Mensch
genügend Selbstbewusstsein entwickeln und dem derzeit in
Europa und Nordamerika vorherrschenden Schönheitsideal trotzen. Generell sind die Erfolge aller Abnehmmethoden in der
Regel sowieso eher bescheiden, was nicht verwundern kann, wenn man
bedenkt, dass der menschliche Körper wegen der – früher auch in Europa
– häufigen Hungersnöte von der Evolution her darauf ausgerichtet
ist, Fett zu speichern.
Ursachen von Gewichtszunahmen
Die Ursachen von Gewichtszunahmen sind vielfältig. Neben Diäten
mit unerwünschten Folgen
kommen natürlich die üblichen Verdächtigen in Betracht, also
allzu häufiges, kalorienreiches und reichliches Schlemmen,
insbesondere in Gesellschaft, kalorienreiche Süßigkeiten und
Knabbereien zusätzlich zu den Hauptmahlzeiten, außerdem kalorienhaltige Getränke
wie Cola oder gesüßte Fruchtsäfte. Denn obwohl der Körper bemüht
ist, sein individuelles Idealgewicht zu halten, ist er gegen
eine ständige überhöhte Kalorienzufuhr doch in den meisten
Fällen irgendwann
machtlos. Eine gewisse Rolle bei Gewichtszunahmen spielt häufig
auch Bewegungsmangel, denn viele Menschen sitzen den Großteil des Tages
ruhig im
Büro und bewegen sich ansonsten bevorzugt mit dem Auto
fort, verbrauchen also wenig Energie zusätzlich zum Grundumsatz.
Einige der genannten Ursachen, insbesondere das ständige
zwanghafte Naschen von Süßigkeiten zusätzlich zu den
Hauptmahlzeiten, sind freilich eher Symptome und
Indikatoren für physische oder psychische Probleme als
Primärursachen. Der Heißhunger auf Süßigkeiten (Zucker) oder
Fleisch (Eiweiß) kann z. B. auf
einen Mangel des Hormons Serotonin hinweisen.
Weitaus weniger als Ursachen von Übergewicht bekannt,
aber dennoch häufig an Gewichtszunahmen beteiligt sind Trauer und Kummer
(Kummerspeck), negativer beruflicher und sozialer Stress z. B.
als Folge ständiger Überforderung oder unlösbar scheinender Konflikte, außerdem zu
wenig Schlaf, zu viel Fernsehen, generell physiologischer Stress
– z. B. aufgrund von ständigem Kunstlicht wie etwa Neonlicht – sowie eine ganze Reihe von
Krankheiten und Medikamenten, aber auch ein an sich sehr erfreulicher
Umstand, nämlich eine stabile, glückliche Partnerschaft.
Die genannten Stressfaktoren –
Trauer, Kummer, berufliche und soziale Überforderung,
Schlafmangel, physiologische Überforderung durch ständiges
Kunstlicht wie etwa Neonlicht oder durch das Fernsehen, und zwar
schon durch das Medium an sich, ganz unabhängig vom eventuell
spannenden oder gewalttätigen Inhalt des Filmes – bewirken, dass der
Körper vermehrt das Hormon Cortisol ausschüttet. Cortisol sorgt
u. a. dafür, dass dem Körper in Stress- und Gefahrensituationen
genügend Energie zur Verfügung steht. Bei Dauerstress –
also bei dauernder Überproduktion des Hormons – kann es jedoch
zu einer deutlichen Gewichtszunahme und zu Krankheiten wie
Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Knochenschwund kommen.
Allerdings fördert Stress durchaus nicht bei allen Menschen die
Gewichtszunahme: Manche Betroffenen haben sogar kaum noch
Hunger, essen wenig und magern entsprechend ab.
Als Krankheiten, die eine
Gewichtszunahme hervorrufen, sind neben Stoffwechselstörungen und
Genmutationen wie dem Prader-Willi-Syndrom vor allem eine
Unterfunktion der Schilddrüse, eine Störung des Cortison- bzw. Cortisolhaushaltes
– Cortison ist eine Vorstufe des Cortisol –
sowie Defekte oder Tumore des Hypothalamus, der u. a. die
Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme mitreguliert, und der Hypophyse
(Hirnanhangdrüse), die u. a. als Bindeglied zwischen dem Gehirn
und den Hormondrüsen des Körpers fungiert, zu nennen. Auch
manche Infektionen oder deren Behandlung können zu
Gewichtszunahmen führen, z. B. die Infektion mit Helicobacter pylori, einem
Keim, der bei vielen Menschen unbemerkt den Magen besiedelt,
jedoch auch Magengeschwüre hervorrufen kann. Nach der
erfolgreichen Bekämpfung mit Antibiotika nehmen die Geheilten
oft merklich zu – einfach deshalb, weil der Magen jetzt wieder
gesund ist. Ferner regen
offenbar manche Adenoviren sowie Chlamydien das Wachstum von Fettzellen an.
Manchmal ist auch eine so genannte Winterdepression, also eine
leichte Depression als Folge von Lichtmangel in der dunklen
Jahreszeit, Auslöser einer Gewichtszunahme, weil sie Heißhunger
auf Kohlenhydrate bewirkt. Die Winterdepression lässt sich
meistens mit einer Lichttherapie heilen.
Ungewollte Gewichtszunahmen bewirken
ferner ziemlich häufig manche Medikamente, z. B.
solche, die zur Unterdrückung von Autoimmunkrankheiten wie
Rheuma oder Allergien oder Asthma eingesetzt werden und Cortison enthalten, ferner
einige Psychopharmaka, insbesondere Depressiva, außerdem eine
Reihe von Diabetes-Mitteln und Betablockern. Ist die Einnahme der
Medikamente unverzichtbar, ist es für die Betroffenen
schwer, ihr Gewicht unter Kontrolle zu halten.
Schließlich können beim Mann auch eine glückliche Partnerschaft
und Vaterschaft zu einer Gewichtszunahme führen, denn beides
vermindert den Testosteronspiegel mit den bereits beschriebenen
Folgen.
Vorbeugende Maßnahmen
Aus dem oben über die Gründe von Gewichtszunahmen Gesagten
ergeben sich logisch die Gegenmaßnahmen: Wer gesund, weitgehend sorgenfrei, zufrieden und
ausreichend beschäftigt ist, sich zudem regelmäßig etwas bewegt
und bei Tageslicht im Freien aufhält,
also z. B. täglich 45 Minuten spazieren geht und den Rest des
Tages nicht völlig bewegungslos verbringt, wer außerdem nur dann
isst, wenn er wirklich Hunger hat, versteckte Dickmacher wie z.
B. kalorienreiche Getränke meidet, genug schläft und
kaum fernsieht, hat beste Chancen, ein anlagen- und
altersgemäßes Gewicht zu halten.
Freilich hat man nicht auf alle
genannten Faktoren bestimmenden Einfluss: Krankheit, Armut
und Chancenlosigkeit und damit negativer Stress sind meistens
nicht Resultate eigenen Fehlverhaltens, sondern hängen
weitgehend von Zufall, Herkunft, Ausbildungschancen,
gesellschaftlichem Umfeld sowie sozialen und politischen
Vorgaben ab. Auch das Verhältnis zu seinen
Mitmenschen kann man nur zum Teil beeinflussen, wie schon
Schiller wusste: "Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben,
wenn es dem bösen Nachbarn – oder Chef, Kollegen, Verwandten,
Bekannten etc. – nicht gefällt."
Im Falle objektiver
Ohnmacht können Sie nur versuchen, entweder der misslichen Lage zu
entkommen oder die Konflikte zu entschärfen, was beides allerdings
nicht immer einfach ist, oder die Situation mit innerer Distanz
zu ertragen und Ruhe und Gelassenheit zu bewahren bzw. zu
erwerben, sei es z. B. mit autogenem Training, sei es mit
Unterstützung eines Psychotherapeuten. Bei schweren Konflikten
wie Mobbing etc. ist es auf jeden Fall ratsam, professionelle
Hilfe zu suchen. Die übrigen Maßnahmen, die Ihnen helfen, das Gewicht
zu halten, also regelmäßige körperliche Bewegung im Freien,
regelmäßiger und ausreichender Schlaf, Verzicht auf zu viel
Fernsehen sowie auf kalorienreiche Getränke und Zurückhaltung
bei fett- oder kohlenhydratreichen Speisen, insbesondere beim
Naschen zusätzlich zu den Hauptmahlzeiten, können Sie dagegen
selbst realisieren.
Wie Sie essen, hat ebenfalls
Auswirkungen auf Ihr Gewicht:
- Nehmen Sie sich zum Essen Zeit und konzentrieren
Sie sich aufs Essen. Genießen Sie es und lassen
Sie sich nicht ablenken. Wer beim Essen Zeitung liest oder
fernsieht, merkt nicht, wann er satt ist.
- Essen Sie in angenehmer
Atmosphäre:
Bei Neonlicht isst man schneller und mehr als bei Kerzenschein.
Setzen Sie sich zum Essen immer hin, möglichst an einen
ansprechend gedeckten Tisch. Was im Gehen oder Stehen
gegessen wird, wird oft gar nicht registriert.
- Kaufen Sie gesunde
Lebensmittel möglichst ohne zusätzliche Aromen,
Konservierungsstoffe, Dickungsmittel, Geschmacksverstärker etc., denn solche Stoffe
täuschen den
Körper und können ihn veranlassen, mehr Nahrung zu verlangen,
als zur Sättigung notwendig ist. Essen Sie nur, was Ihnen auch wirklich schmeckt.
- Trinken Sie vor dem Essen und
während des Essens, und zwar nach Möglichkeit Wasser:
Flüssigkeit füllt den Magen und wirkt oft als Hungerbremse.
Lassen Sie ausreichend Zeit zwischen Vor-, Haupt- und
Nachspeise, denn es
dauert mindestens 15 Minuten, bis der Magen dem Gehirn meldet, dass er
satt ist.
Essen Sie langsam und kauen Sie mit Bedacht, das
erhöht den Genuss und zugleich die Verwertbarkeit der Speisen durch den
Körper.
- Essen Sie nur so viel und so lange, bis
Sie sich satt fühlen. Sie müssen den Teller
nicht leer essen. Lassen Sie sich nicht zum Essen überreden, wenn
Sie keinen Hunger haben.
Was soll ich essen, was soll
ich trinken?
Normalweise sollten Sie genau das essen und trinken, was
Ihnen schmeckt bzw. worauf Sie gerade Hunger und Durst haben,
denn Ihr Körper veranlasst Sie in der Regel, genau das zu sich
zu nehmen, was er braucht. Nur wenn Ihr Hunger-, Durst- oder
Sättigungsgefühl dauerhaft gestört ist, wenn sich bei Ihnen
also z. B. überhaupt kein oder viel zu spät ein Sättigungsgefühl einstellt oder Sie
– wie es bei älteren Menschen häufig vorkommt – kaum Hunger
und Durst verspüren, ist es angebracht, bewusst auf eine ausreichende,
aber nicht übermäßige Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr zu
achten.
Wenn Sie keine Allergien gegen
bestimmte Nahrungsmittel bzw. Inhaltsstoffe der Nahrung
aufweisen und also keine Diät einhalten müssen, ist eine
ausgewogene Mischkost mit Obst, Gemüse, Salat, Brot,
Kartoffeln, Reis, Hülsenfrüchten, Fisch, Fleisch, Leber, Geflügel, Eiern
und Nüssen zu empfehlen. Statt
Butter und Margarine (gesättigte Fettsäuren) sollten Sie zum Kochen und Braten möglichst
pflanzliche Öle wie Raps- oder Olivenöl (ungesättigte
Fettsäuren) verwenden.
Sie sollten sich aber nicht – und
auch keinen anderen Menschen, z. B. Ihre Kinder – dazu zwingen,
Obst oder Gemüse oder Vollkornbrot oder andere angeblich
besonders gesunde
Lebensmittel zu essen, wenn Sie sie nicht mögen, noch sich oder
anderen Menschen Lebensmittel – z. B. Schokolade – vorenthalten,
weil sie angeblich ungesund sind. Andererseits sollten Sie
Schokolade oder Süßigkeiten bzw. Nahrungsmittel generell nicht
als Belohnung einsetzen, weder für sich noch für andere. Denn
sonst hat man leicht nicht nur dann Verlangen nach ihnen, wenn
man Hunger hat, sondern auch, wenn man gestresst oder
frustriert oder gelangweilt ist.
Wenn Sie verschiedene
Nahrungsmittel nicht mögen und nicht essen, schadet Ihnen das
nicht, denn der Mensch ist sehr flexibel, was seine Ernährung
betrifft: Afrikanische Massai z. B. ernähren sich fast
ausschließlich von Rindfleisch, Kuhmilch und Rinderblut. Eskimos
leben zu mehr als 90 Prozent von Fisch, Fleisch und Fett und
haben als pflanzliche Kost nur den Magen- und Darminhalt der
geschlachteten Tiere. Die Indios in den hohen Anden dagegen
essen fast nur Knollen und Getreide. Sogar eine rein pflanzliche
(vegane) Ernährung scheint möglich zu sein, ist allerdings
zumindest für Schwangere, Säuglinge, Kinder und Jugendliche
nicht ratsam, denn manche lebenswichtigen Stoffe kommen fast nur
in tierischen Lebensmitteln vor, z. B. Vitamin B12. Bei
Säuglingen, die von vegan ernährten Müttern voll gestillt
wurden, wurden schwere und zum Teil bleibende Störungen der
Nerven- und Hirnentwicklung beobachtet.
Eine vegetarische Ernährung, bei
der Eier und Milch und daraus hergestellte Produkte erlaubt
sind, führt dagegen in der Regel nicht zu Mangelerscheinungen
und daraus resultierenden Gesundheitsschäden. Zoologisch steht
der Mensch zwischen Pflanzen- und Fleischfressern: Hinsichtlich
der Backenzähne und des Dickdarms ähnelt er Pflanzenfressern,
hinsichtlich des Magens und der relativen Darmlänge
Fleischfressern. Unsere Vorfahren ernährten sich vor der
Erfindung von Ackerbau und Viehzucht wahrscheinlich – genauso
wie fast alle heute noch lebenden Jäger- und Sammlervölker – hauptsächlich
vom mageren Fleisch von Wildtieren sowie von Wildgemüse und
Früchten. Obst, Gemüse und mageres Fleisch von nicht
eingepferchten, nicht gemästeten Tieren stellen demnach die für
die meisten Menschen vermutlich optimalen, aber keinesfalls
einzig möglichen Nahrungsmittel dar.
Während bezüglich des Essens die
Gefahr der Unterversorgung hierzulande gering ist, kommt
es ziemlich häufig vor, dass Menschen zu wenig trinken. Deshalb sollten
Sie nicht erst
dann trinken, wenn Sie deutlich Durst verspüren oder sogar bereits
Desorientierung, Schwindel oder Schwäche auftreten, sondern
kontinuierlich über den Tag verteilt. Als Getränke sind Tee,
Kaffee, Fruchtsäfte und Fruchtsaftschorlen, in Maßen auch Bier zu empfehlen. Gesüßte Getränke sollte man wegen der
Kalorien und zwecks Kariesverhütung besser meiden und mit Wein
nicht den Durst löschen wollen. Kaffee ist, sofern man die in
ihm enthaltenen Bitterstoffe verträgt und nicht so viel oder so
starken Kaffee trinkt, dass man einen Koffeinrausch bekommt,
gesundheitlich unbedenklich. Lediglich Schwangere sollten ihn –
wie auch Zigaretten und Alkohol und sonstige Drogen – besser
meiden. Ideal als Durstlöscher – und
dazu auch noch relativ preiswert – ist Leitungswasser.
Was soll ich kaufen?
Wenn Ihnen egal ist, wie Lebensmittel produziert werden, welche
Wirkung die Produktionsweise auf die Umwelt und die Lebensmittel
selbst hat, wie Nutztiere
gehalten werden, wo das Futter für die Tiere herkommt und welche
Folgen die Futtermonokulturen in den Entwicklungsländern für die
dortige Bevölkerung und Umwelt haben, können Sie ziemlich bedenkenlos die Produkte
der großen, international tätigen, u. a. Lebensmittel
produzierenden Aktiengesellschaften wie
Nestlé,
Unilever,
Kraft Foods,
Tyson Foods,
Procter & Gamble,
Danone,
Mars,
Cadbury,
Ferrero etc. kaufen: Die Produkte
sind in der Regel hygienisch in Ordnung, weitgehend
schadstofffrei und nährstoffreich, wenn auch gewöhnlich voller
Zusatzstoffe.
Wenn Sie
allerdings außerdem auf eine umweltschonende und
menschenfreundliche Produktionsweise sowie auf eine artgerechte
Tierhaltung Wert legen, sollten Sie bevorzugt regionale
Erzeugnisse und am besten Bio-Produkte erwerben. Dazu müssen Sie
nicht unbedingt zum Öko-Landwirt fahren: Die meisten
Supermarktketten bieten inzwischen eigene Bio-Produktreihen an.
Achten Sie aber auf das
staatliche
Bio-Siegel nach EG-Öko-Verordnung.
Verbände und Vereine wie
Bioland,
Biokreis,
Biopark,
Demeter,
Ecovin,
Gäa,
Marine Stewardship
Council (MSC),
Naturland
und
Neuland
haben noch weit strengere Kriterien für die Vergabe ihrer
Siegel
(Suchmaschine für Labels:
http://www.label-online.de/) So verbietet etwa Bioland im Gegensatz zur
EG-Öko-Verordnung den Zukauf von Dünger in Form von Gülle,
Jauche und Geflügelmist aus konventioneller Landwirtschaft sowie
den Einsatz von Blut- und Knochenmehlen. Auch die Intensität der
Bewirtschaftung weist große Unterschiede auf: Bioland erlaubt
140 Hennen, 280 Hähnchen oder zehn Mastschweine pro Hektar und
Jahr, das staatliche Biosiegel 230 Hennen, 580 Hähnchen und 14
Mastschweine.
Natürlich sind Bio-Produkte teurer als konventionell erzeugte
Lebensmittel. Das liegt zum Teil aber auch daran, dass die
konventionelle Landwirtschaft einen erheblichen Teil ihrer
Produktionskosten der Allgemeinheit aufbürdet, und damit sind
nicht nur die EU-Subventionen für Großgrundbesitzer und
Massentierhalter gemeint, sondern z. B. auch die
Trinkwasserpreise, die wegen der Verseuchung des Grundwassers
mit Düngemitteln und Pestiziden und die deshalb notwendigen
aufwendigen Wasseraufbereitungsanlagen wesentlich höher sind,
als sie es bei durchgängig ökologischer Landwirtschaft sein
müssten. Viele Politiker aber verstehen sich offenbar
kaum als Umwelt- und Verbraucherschützer, sondern eher als
Lobbyisten der Agrar- und Lebensmittelindustrie und tun nichts,
um den unfairen Wettbewerbsnachteil der ökologischen
Landwirtschaft auszugleichen oder auch nur die zumeist bewusst
irreführende Werbung der Lebensmittelkonzerne zu verhindern.
Falls Sie beim Kauf von
Produkten, die nicht aus Europa stammen, also z. B. Kaffee, Tee
oder Bananen, menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen der
Produzenten vor Ort unterstützen möchten, achten Sie bitte auf
das
TransFair-Siegel.
1 Vgl. Sie dazu z. B.
den Artikel
Schönheitsideal in der Wikipedia oder das Buch "Wege und
Irrwege zum modernen Schlankheitskult. Diätkost und Körperkultur
als Suche nach neuen Lebensstilformen 1880-1930" von Sabine
Merta, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2003, in einer stark
gekürzten Version 2008 im gleichen Verlag unter dem Titel
"Schlank!
Ein Körperkult der Moderne" erneut veröffentlicht.
Links
Bin ich dick? – Artikel in S&K
Bio-Produkte – FAQ des Umweltinstitutes München e.V.
Bundesamt für
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
Deutsche
Gesellschaft für Ernährung e.V.
Die
VERBRAUCHER INITIATIVE e.V.
Europäisches
Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften e.V.
foodwatch –
die essensretter
Serviceseite des aid (Auswertungs- und Informationsdienst für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten e.V.) rund um
Ernährungsfragen
Zusatzstoffe online
Entstehungsjahr: 2008
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