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Den Link zur HuK möchte ich
erklären, um nicht als Narr zu gelten, der
verkennt, dass Schwulsein und Christsein
–
speziell Katholischsein
–
einander ausschließen:
Katholisch erzogen, fühle ich mich den Werten
des Jesus von Nazareth nach wie vor verpflichtet.
Zu diesen Werten zähle ich insbesondere
generelle Menschenliebe und Hochschätzung des
Dienstes am Nächsten, mentale Unabhängigkeit
von materiellen Gütern, Skepsis gegenüber jeder
Form nicht einvernehmlicher Macht- und Gewaltausübung,
Rücksichtnahme und Nachsicht, Verzicht auf Rache
und Vergeltung, Eingehen auf die Bedürfnisse
anderer, Offenheit für Fremdes und Unerwartetes,
Engagement für eine gerechte und solidarische
Gesellschaft –
ethische Werte, die mehrheitlich
rein innerweltlich schwerlich zu begründen sind
und –
obwohl in Sonntagsreden gern und häufig
beschworen –
faktisch in krassem Gegensatz zu
unserem kapitalistischen Wirtschafts- und leider
auch Wertesystem stehen, das
–
bei allen
unleugbaren materiellen Verbesserungen, die
dieses Wirtschaftssystem insbesondere in der Form
des "rheinischen Kapitalismus" für
einen erheblichen Teil der Bevölkerung der
bereits wirtschaftlich entwickelten Länder
gebracht hat –
im Grunde einen rücksichtslosen
Egoismus fordert und fördert.
Die HuK hat mir im Coming Out geholfen,
Schwulsein und Christsein als miteinander
vereinbar zu erleben. Bei einem Katholiken
funktioniert das freilich nur dann, wenn er sich
von der Bevormundung durch die katholische
Hierarchie befreit und erkennt, dass jeder mündige
Mensch für seine Theologie und Ethik letztlich
selbst verantwortlich ist.
Während ich deshalb die HuK als
Selbsthilfegruppe und Basis für ein offenes und
selbstbewusstes Auftreten als Schwuler und Christ
für wichtig halte, scheinen mir die Versuche der
HuK, mit höherrangigen katholischen Amtsträgern
ins Gespräch zu kommen, wenig Erfolg
versprechend zu sein. Denn für eine echte
Akzeptanz Schwuler müsste die katholische
Hierarchie ihre ebenso unsinnige wie unselige
Naturrechtslehre aufgeben, mit der sie z. B. auch
das Verbot empfängnisverhütender Mittel wie der
Antibabypille, die Ablehnung der "Schwulenehe"
oder das Verbot des Gebrauchs von Kondomen selbst
bei HIV-Infizierten und AIDS-Kranken "begründet".
Damit ist auf absehbare Zeit wohl nicht zu rechnen.