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Ausgangslage
In den demokratischen Nationalstaaten entgleitet den Bürger(inne)n
zunehmend die
Macht. Die Rede von der "marktkonformen Demokratie" offenbart,
wohin die Reise geht: Faktisch entscheiden nicht mehr die Bürger
mittels der von ihnen gewählten Politiker(innen), nach welchen
Regeln/Gesetzen sie leben möchten, und die gewählten
Politiker(innen) haben nicht mehr vorrangig das wirtschaftliche,
aber auch das soziale Wohl ihrer Wähler(innen) im Blick, sondern
mächtige, manchmal noch vorwiegend nationale, meistens aber
transnationale Konzerne, einige wenige Superreiche sowie internationale Fonds bringen die
"Volksvertreter(innen)" durch mehr oder weniger subtile
Einflussnahme, Druck oder "Überzeugungsarbeit", sprich
Lobbyismus, dazu, Regeln/Gesetze zu beschließen, die in erster
Linie ihnen, also den Managern, Unternehmern, Aktionären und
generell Großkapitalisten, finanziell nützen, während der weit
überwiegende Teil der Bevölkerung davon nicht oder kaum
profitiert und eine große Minderheit sogar zunehmend verarmt
oder bereits überschuldet ist. Bei formalem Fortbestand wandelt
sich die Demokratie so zu einer Plutokratie mit demokratischer
Fassade.
Am weitestern fortgeschritten ist dieser Prozess, soweit es die
westlichen Staaten anbelangt, in den USA: Auch wenn nicht Donald
Trump, sondern Hillary Clinton die Präsidentenwahl gewonnen
hätte, hätte sich die Situation der nicht oder wenig
qualifizierten Arbeitnehmer(innen), deren Arbeitsplätze
wegrationalisiert wurden und werden, sowie jener
Arbeitsnehmer(innen), deren Arbeitsplätze in andere Länder
verlagert wurden und werden, weil die Arbeits- und
Produktionskosten dort niedriger sind, höchstwahrscheinlich
nicht wesentlich verbessert, denn auch Hillary Clinton ist
reich und hat vor der Wahl vor allem ein Herz für die
Reichen gezeigt, nicht für die Armen. Dass mit Donald Trump nun
jemand ausgerechnet vor allem von den Armen zum Präsidenten
gemacht geworden ist, der zwar versprochen hat, die Lage der
Armen zu verbessern, aber kein Geld für Soziales ausgeben möchte
und auch Globalisierung und Automatisierung letztlich nicht rückgängig machen kann und
will, zeigt deutlich die Schizophrenie der US-amerikanischen
Politik.
Freilich ist auch in Europa zu beobachten, dass viele Bürger
Parteien wählen, von denen sie sich Schutz vor der
Globalisierung und deren negativen Folgen für einen nicht
unbeträchtlichen Teil der Bevölkerung versprechen, die dieses
Versprechen aber allenfalls zum Teil und um den Preis von
langfristigen Glaubwürdigkeits- und Wohlstandseinbußen erfüllen
können: Zwar kann man sein Land mit Zäunen und Mauern umgeben
und Bootsflüchtlinge ertrinken lassen oder zurückschicken, aber
wenn man dieses Verhalten nicht mit purem Egoismus – Flüchtlinge
verursachen zunächst einmal Kosten – und/oder purer
Fremdenfeindlichkeit begründet, sondern mit dem Schutz des
christlichen Abendlandes vor muslimischen Invasoren, wird man
unglaubwürdig, denn die Hauptbotschaft des Christentums in Bezug
auf die Mitmenschen ist nun einmal die Nächstenliebe.
Auch in ökonomischer Hinsicht ist die völlige Ablehung von
Flüchtlingen bzw. Einwanderern in der Regel ein Verlustgeschäft:
Einwanderung bringt einem Staat aller bisherigen geschichtlichen
Erfahrung nach langfristig wirtschaftlichen Nutzen – sofern die
Integration gelingt und die Einwanderer – und deren Nachkommen –
nicht als fremd Gebliebene chancen- und oft arbeitslos in
ghettoartigen Vorstädten vor sich hin frusten und Parallel- oder
sogar Gegengesellschaften bilden. Freilich kann
Integration sehr lange dauern, wenn auf beiden Seiten kein
wirklicher Wille zum Miteinander vorhanden ist: Viele der
türkischen "Gastarbeiter" und ihrer Nachkommen, die inzwischen
seit mehr als 50 Jahren in Deutschland leben, sind offensichtlich
immer noch nicht integriert, wie man z. B. an ihrer Begeisterung
für Recep Tayyip Erdoğan leicht erkennen kann.
Was die weiteren Faktoren der Globalisierung anbelangt, also die
Globalisierung der Produktion, des Handels, der Kommunikation
und der Finanzmärkte, so kann sich ihnen sowieso kein einzelner Staat auf
Dauer verweigern – es sei denn um den Preis des eigenen
wirtschaftlichen Niedergangs.
Dass die rechtspopulistischen Parteien z. B. in Polen und Ungarn
sowie Wladimir Putin in Russland trotz des von ihnen betriebenen
Abbaus von Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Minderheitenrechten
und Unabhängigkeit der Justiz, ferner der Verfolgung,
Schikanierung und im Extremfall Ermordung oppositioneller
Politiker, also der massiven Missachtung von Menschenrechten
sowie demokratischer und rechtsstaatlicher Grundnormen insgesamt
trotzdem so viel Zuspruch aus der Bevölkerung erfahren, hat
neben ideologischen Ursachen (Bedienung von Ressentiments,
Instrumentalisierung nationalistischer Gefühle, Bestätigung und
Bestärkung von Vorurteilen) auch handfeste ökonomische Gründe:
Im Gegensatz zu vielen liberalen Politikern haben die
Rechtspopulisten und Wladimir Putin nämlich tatsächlich dafür
gesorgt, dass es ihren Wähler(innen) nach ihrem Amtsantritt
finanziell besser ging als vorher. Ganz offensichtlich sind sehr
viele Menschen bereit, für Wohlstand oder auch nur das
Versprechen auf Wohlstand auf grundlegende Freiheitsrechte zu
verzichten.
Langfristig allerdings stärkt der Nationalismus / nationale
Egoismus in der Praxis ganz entgegen
seiner eigenen Intention die Macht der transnationalen
Unternehmen, der internationalen Finanzmärkte und der
Superreichen, denn während diese die Regierungen und die
Gewerkschaften der Nationalstaaten gegeneinander ausspielen
können und so für sich bzw. ihre Unternehmen immer neue
Steuersenkungen, Subventionen, Abstriche beim Arbeitsschutz,
beim Umweltschutz, bei den Löhnen etc. erreichen, können sich
die nationalistischen / extrem egoistischen Regierungen nicht auf gleiche
Wettbewerbsbedingungen für Unternehmen zunächst einmal in der
EU, sinnvollerweise aber letztendlich weltweit einigen. Stattdessen
liefern sie sich einen Unterbietungswettbewerb bezüglich
Unternehmenssteuern, Arbeits- und Umweltschutzbestimmungen,
Sozialstandards und Arbeitslöhnen, der auf Kosten der
Arbeitnehmer, der Mittelschicht und ganz besonders auf Kosten
der Ungelernten und Geringqualifizierten geht sowie aller, die
auf Sozialleistungen angewiesen sind, denn für Sozialleistungen
ist mangels ausreichender Steuereinnahmen dann kaum noch Geld
übrig.
Diesen Unterbietungswettbewerb kann man in der EU sehr deutlich
beobachten: Dass es z. B. mit den Klein- und Kleinststaaten Luxemburg, den Niederlanden,
Irland, Malta und den Kanalinseln in der EU Steueroasen gibt,
die den übrigen, größeren EU-Staaten massiven finanziellen Schaden
zufügen, und dass ausgerechnet Jean-Claude Juncker, der als
langjähriger Premierminister Luxemburgs für diesen Schaden durch
Förderung der Steuerhinterziehung massiv mitverantwortlich ist,
Präsident der Europäischen Kommission werden konnte, zeigt, dass
es in der EU mit Redlichkeit, Ehrlichkeit, Fairness oder gar
partnerschaftlichem Verhalten nicht weit her ist. Die Weigerung
mehrerer EU-Staaten, Flüchtlinge aufzunehmen, ist ein weiteres
Beispiel für den Egoismus innerhalb der EU.
Gegenmaßnahmen
Zusammenarbeit der Staaten
Wenn die Staaten der EU gegenüber den transnationalen
Konzernen, den Superreichen, den internationalen Fonds und den
Großmächten China, USA und irgendwann auch Indien ihre Chance
auf politischen Einfluss und auf Wohlstand nicht nur für einige
Wenige, sondern für die gesamte Bevölkerung wahren wollen,
müssen sie enger zusammenarbeiten, ihre Sozial-, Arbeits- und
Steuersysteme vereinheiten, sich gegenseitig unterstützen – auch
finanziell – und überall akzeptable Lebensbedingungen zu
erreichen versuchen. Das gilt natürlich in besonderem Maße für
die Eurozone. Wie schwierig und langwierig solche Angleichungen
sind, weiß
jeder in Deutschland, denn fast dreißig Jahre nach dem Ende der
DDR trennen West- und Ostdeutschland mental und finanziell immer
noch Welten. Gleichwohl gibt es meines Erachtens keine andere
Lösung.
Alle weitsichtigen und gemeinwohlorientierten Politiker(innen) sollten deshalb ihren (potenziellen)
Wähler(inne)n erklären, dass und warum eine engere
Zusammenarbeit in der EU und darüber hinaus trotz aller Probleme
und Enttäuschungen sinnvoll ist. Für eine engere Zusamenarbeit
ist freilich mittelfristig eine Strukturreform notwendig: Dass einzelne
Mitgliedsstaaten Demokratie und Rechtsstaat demontieren dürfen, ohne negative
Konsequenzen befürchten zu müssen, dass jedes Mitgliedsland fast
jeden Beschluss blockieren kann, dass einzelne Mitgliedsstaaten,
z. B. Deutschland, andere Mitgliedsstaaten, z. B. Griechenland,
oder zumindest deren demokratisch legitimierte Regierung aus
innenpolitischen Erwägungen heraus demütigen und erpressen
dürfen, obwohl die EU und deutsche Banken für die Überschuldung
Griechenlands zu einem Gutteil mitverantwortlich sind, und dass große Teile des EU-Haushaltes, z. B. im Bereich
der Landwirtschaft, auf ziemlich unsinnige, nämlich Klimawandel,
Umweltzerstörung, Boden-, Wasser- und Luftverschmutzung,
Tierquälerei und Artensterben fördernde Weise ausgegeben werden,
fördert sicherlich nicht die generelle Akzeptanz der EU. Wenn
man schon Landwirte – anders als die meisten anderen
Berufstätigen – in großem Ausmaß subventionieren möchte, sollte
man sie für Landschaftspflege oder ökologisch korrektes
Wirtschaften belohnen, nicht für Raubbau an der Natur und
Überproduktion.
Wohnungsbau
Eine der aktuellen Hauptsorgen vieler Bürger, die keine
Eigentumswohnung und kein Eigenheim besitzen, ist der rasante
Anstieg der Mieten vor allem in den Großstädten. In der irrigen
Meinung, dass "der Markt" es schon regeln werde, haben die
Politiker(innen) vieler Städte es versäumt, eine vorausschauende
und stringente Wohnungsbau- und Wohnungsbewirtschaftungspolitik
zu betreiben. Etliche Städte, die im Besitz großer
Wohnungsbestände waren, haben diese sogar an renditehungrige
Aktiengesellschaften verkauft, um Haushaltslöcher zu stopfen –
mit der absehbaren Folge, dass die Mieten bei starker
Wohnraumnachfrage in den betreffenden Städten schnell und stark
ansteigen und die betreffenden Städte kaum noch Einfluss auf den
Wohnungsmarkt in der eigenen Stadt haben. Kurzfristig können die
Städte selbst kaum etwas tun, um den Anstieg der Mieten zu
bremsen oder gar zum Stillstand zu bringen. Maßnahmen wie die
"Mietpreisbremse" sind deshalb prinzipiell sinnvoll und notwendig,
beseitigen aber nicht den Grund des Mietpreisanstieges, nämlich
die Verknappung des Angebotes. Die Anhebung des Wohngeldes lindert zwar die Symptome bei
finanzschwachen Mietern, ändert aber ebenfalls nichts an den Ursachen,
nämlich Mangel an günstigen Mietwohnungen in begehrten Lagen und
Städten, und kostet den Staat zudem
noch Geld, das man sicherlich sinnvoller ausgeben könnte.
Vielleicht gibt es auch einen Mangel an Bereitschaft, längere
Wege zur Arbeit und in das Stadtzentrum in Kauf zu nehmen oder
sich nach einem Job und einer Wohnung in einer anderen,
kleineren, weniger nachgefragten und deshalb bezüglich der
Lebenshaltungskosten günstigeren Stadt umzuschauen: Es können
eben schon rein platzmäßig nicht alle, die es gerne möchten, in
der City von Berlin oder München oder Frankfurt oder Hamburg
oder Düsseldorf wohnen. Zur Klarstellung: Auch wir selbst können
uns weder eine Eigentumswohnung noch gar ein Eigenheim leisten
und noch nicht einmal eine Mietwohnung in der City von
Paderborn.
Mittel- und langfristig können Bund, Länder und Kommunen
allerdings schon einiges tun, um die Lage auf dem Wohnungsmarkt
faktisch und psychologisch zu entspannen:
- Sie können vor allem mehr Bauland ausweisen.
- Bund und Länder können in Städten gelegene Grundstücke,
die ihnen gehören und die sie nicht benötigen, zu einem
günstigen Preis an die Kommunen verkaufen – statt an den
höchstbietenden kommerziellen "Investor". Die Kommune kann
dort dann Mietshäuser errichten (lassen).
- Sie können das
Bauen durch Verzicht auf kostspielige Auflagen und
komplizierte Bauvorschriften preiswerter
machen.
- Sie können den sozialen Wohnungsbau reanimieren.
- Sie können bei der Ausweisung neuen Baulandes
Bedingungen stellen, z. B. an wen und zu welchem Preis das
Land verkauft werden darf, beispielsweise an gemeinnützige
Wohnungsbaugesellschaften, die dort dann Mietshäuser
errichten und die Wohnungen zu fairen Preisen vermieten,
oder an Käufer(innen), die sich zum sozialen Wohnungsbau und
langfristig zu entsprechenden Mieten verpflichten.
- Sie können auch selbst Bauland kaufen und z. B. in Erbpacht
und unter Bedingungen zur Förderung des Gemeinwohls
vergeben.
- Sie können selbst Bauland und/oder Wohnungsbestände
kaufen, Mietshäuser errichten und bewirtschaften und die
Wohnungen zu fairen Preisen vermieten. Damit können sie
erheblichen Einfluss auf den Wohnungsmarkt in der eigenen
Stadt und die Sozialstruktur der Stadtviertel ausüben.
- Sie können die Kündigung wegen Eigenbedarf abschaffen
und nur noch Kündigungsgründe zulassen, die auf einem
Fehlverhalten der Mieterin / des Mieters beruhen.
- Sie können höhere Häuser zulassen, wobei allerdings zu
beachten ist, dass diese mit der Umgebung harmonieren
sollten und dass speziell Hochhäuser am Stadtrand sich
wiederholt zu Brutstätten von Vandalismus und Kriminalität
entwickelt haben.
- Sie können einen Bebauungsplan erstellen, der festlegt,
was an Geschäften und öffentlicher Infrastruktur in dem
neuen Viertel angesiedelt und erforderlichenfalls gefördert
werden soll, denn ein neues Viertel ohne Bäcker, Metzger,
Supermärkte, Begegnungsstätten, Restaurants, Grünanlagen,
insbesondere Parks, Sportanlagen, Ärzte, Apotheker,
Geldinstitut, Post etc. dürfte ziemlich unattraktiv und
unpraktisch und für ältere Menschen ohne Auto sogar unzumutbar sein.
- Sie können für eine gute Anbindung des neuen Viertels an
die Innenstadt per Bus, Straßenbahn, U-Bahn oder S-Bahn
sorgen.
- Sie können das Erbschaftsteuerrecht so ändern, dass es für die
Städte und für die Erben leicht möglich und von Vorteil ist,
die Erbschaftsteuer durch Übertragung von
Mietwohnungen/Mietshäusern zu entrichten.
- Sie können sich selbst und nachfolgende Politker(innen)
– z. B. per Gesetz – dazu verpflichten, nie wieder
Grundstücke und Mietshäuser an "Investoren" zu verkaufen,
die ausschließlich auf Gewinnmaximierung aus sind.
- Sie können den Erwerb von Wohneigentum –
Eigentumswohnung oder Eigenheim – steuerlich oder direkt
finanziell fördern, aber Vorrang sollte die Befriedigung des
Grundbedürfnisses nach einer Bleibe haben und nicht die
Erfüllung des Eigenheimwunsches von Personen, die ganz
gut verdienen und mit einer Mietwohnung nicht mehr zufrieden
sind.
- Sie können für eine ansehnliche Stadt sorgen, indem sie
"Bausünden" verhindern oder – falls schon vorhanden – zu
beseitigen versuchen und Areale zum Spazierengehen,
Flanieren und Verweilen einplanen.
- Sie können dafür sorgen, dass Gebäude, die von ihren
Besitzern über einen längeren Zeitraum nicht mindestens so
gut gepflegt werden, wie man es vom Stadtbild her erwarten
darf, gegen eine angemessene, aber nicht zu üppige
Entschädigung – die Beeinträchtigung des Stadtbildes soll
schließlich nicht auch noch finanziell belohnt werden – in
den Besitz der Stadt übergehen und von dieser renoviert und
vermietet werden. Falls für Enteignungen aus diesem Grunde
bislang keine gesetzliche Grundlage existiert, sollte sie
meines Erachtens geschaffen werden.
- Sie können dafür sorgen, dass Grundstücke, die von ihren
Besitzern zu Spekulationszwecken in der Hoffnung auf
steigende Grundstückspreise erworben und längere Zeit nicht
bebaut wurden, gegen eine angemessene, aber nicht zu üppige
Entschädigung – die Spekulation soll schließlich nicht auch
noch finanziell belohnt werden – in den Besitz der Stadt
übergehen und von dieser zum Zwecke des Wohnungsbaus genutzt
werden. Falls für Enteignungen aus diesem Grunde bislang
keine gesetzliche Grundlage existiert, sollte sie meines
Erachtens geschaffen werden. Eine höhere Besteuerung der
ungenutzten Grundstücke, wie sie im Febraur 2018 im
Koalitionsvertrag beschlossen wurde, wird wahrscheinlich
nicht ausreichen, um die Spekulation zu beenden.
- Sie können eine neue Fehlbelegungsabgabe einführen, die
sich nach dem Einkommen/Vermögen und nach der Wohnungsgröße
richtet: Wer unangemessen viel Wohnraum beansprucht, z. B.
mehr als 60 qm als Einzelperson oder mehr als 90 qm als Paar
bzw. generell mehr als 30 qm für jede weitere Person, muss
dann in Relation zu seinem Einkommen/Vermögen eine Gebühr
für die zuviel genutzten Quadratmeter zahlen. Dadurch könnte
die Zahl der Fehlbelegungen von großen Wohnungen durch
Alleinstehende oder Paare reduziert werden und die Stadt
Einnahmen erzielen, die für den kommunalen Wohnungsbau
einzusetzen wären.
- Sie können den Mietspiegel revidieren: Bei der
derzeitigen Regelung, bei der nur Wohnungen berücksichtigt
werden, bei denen die Miete in den letzten vier Jahren neu
vereinbart oder geändert wurde, schlagen sich die
Spekulation mit Grundstücken und Mietshäusern und der
Anstieg der Mieten bei Neuvermietungen, wenn die Nachfrage
groß ist, nach kurzer Zeit im Mietspiegel nieder, obwohl
sich die Qualität der vermieteten oder zu vermietenden
Wohnungen nicht geändert hat. Würde der Mietspiegel nicht
nur die Mietänderungen der letzten vier, sondern z. B. der
letzten vierundvierzig Jahre berücksichtigen, wären dadurch
zumindest die Altmieter, in geringerem Maße aber auch
Neumieter vor sachlich nicht gerechtfertigten Mieterhöhungen
besser geschützt.
Digitalisierung / Automatisierung / Künstliche Intelligenz /
Big Data / Arbeit 4.0
Die Fortschritte bei der Entwicklung intelligenter,
selbstlernender Softwaresysteme werden höchstwahrscheinlich dazu
führen, dass noch wesentlich mehr und wesentlich komplexere
Arbeiten als bislang von Maschinen / entsprechenden Programmen
übernommen werden können. Das automatisierte Auto, das seine
Insassen fahrerlos ans Ziel bringt, der Supermarkt / das
Kaufhaus ohne Verkäufer(innen) und Kassierer(innen), der
Versicherungskonzern ohne Versicherungsvertreter, das
Geldinstitut ohne Kundenberater(innen) und Schalterpersonal, die
(fast) menschenleere Fabrik sind bereits Realität, wenn auch
noch nicht perfekt und allgemein verbreitet.
Softwareprogramme geben z. B. bereits – freilich
gefährlicherweise nicht immer fundierte, vorurteilsfreie und korrekte
– Empfehlungen zur Kreditwürdigkeit von Kunden, zur Eignung von
Bewerber(innen) für einen Arbeitsplatz, zur Zuteilung
medizinischer Versorgung auf der Basis der errechneten Lebenserwartung von
Kranken und zur Rückfallwahrscheinlichkeit von Straftätern.
Spezielle Software kann aus den Daten der Nutzer(innen)
"sozialer" Netze und/oder ihrem Online-Einkaufsverhalten
und/oder ihren sonstigen Spuren im Internet, z. B. Suchanfragen, ziemlich
detaillierte und präzise Persönlichkeitsprofile erstellen, die
für (potenzielle) Arbeitgeber, Versicherungsgeber, u. a.
Kranken-, Lebens- und Haftpflichtversicherer, (potenzielle)
Kreditgeber etc. von großem Nutzen, für diejenigen, deren
Schwächen aufgespürt werden, aber von großem Nachteil sein
können.
Zahlreiche Sachbearbeiteraufgaben werden in Zukunft auch von
intelligenten Softwareprogrammen erledigt werden können und
selbst hinsichtlich der Arbeit von Führungskräften, Vorständen
und Vorstandsvorsitzenden ist zu fragen, ob ihre Entscheidungen,
die erfahrungs- und naturgemäß – nämlich aufgrund der Komplexität der Materie –
meistens nicht auf einer vollständigen Analyse aller relevanten
Faktoren, sondern großenteils auf Intuition beruhen, nicht von
intelligenten Softwareprogrammen unvoreingenommener und
wissensbasierter getroffen werden können.
Es ist nicht klar, wie viele Arbeitsplätze sich "bloß" wandeln,
wie viele vollständig entfallen und wie viele neu hinzukommen werden, aber mutmaßlich wird die Zahl der
wegfallenden Arbeitsplätze jene der hinzukommenden übersteigen. Klar ist
jedenfalls wohl, dass die neuen Arbeitsplätze
vorwiegend im IT-Bereich entstehen werden und in der Regel nicht mit jenen Personen
besetzt werden können, deren Arbeitsplätze wegfallen.
Es gehört zu den Aufgaben von Politiker(inne)n, sich rechtzeitig
Gedanken darüber zu machen, was mit möglicherweise Millionen von
"Freigesetzten" geschehen soll. Es reicht meines
Erachtens nicht, auf "die
Wirtschaft" oder "den Markt" zu vertrauen. Kann man die
Arbeitslosen umschulen? – Handwerker und Pflegekräfte werden
auch in Zukunft benötigt werden, aber nicht jede(r) ist für
diese Berufe geeignet. Welche Ausbildungen/Studiengänge kann man
Schulabgängern noch empfehlen? Kann man durch mehr
Teilzeitarbeitsplätze und/oder eine Verringerung der
Wochenarbeitszeit das Problem – teilweise – lösen? – Aber von
Teilzeitstellen in den Bereichen Handwerk und Pflege kann
derzeit in der Regel nicht einmal eine Einzelperson leben,
geschweige denn eine Familie. Wäre ein zweiter, staatlich
subventionierter Arbeitsmarkt hilfreich? Oder ist ein
bedingungsloses Grundeinkommen die einzige realistische Lösung,
zu zahlen eventuell erst nach längerer Arbeitslosigkeit oder im
fortgeschrittenen Alter – also bei sehr ungünstiger Prognose
hinsichtlich der Vermittelbarkeit – oder als
Teileinkommen bei
einem Teilzeitjob?
Steuern
Mit dem Fortschreiten der Automatisierung wird sich die
Wertschöpfung immer mehr von der Arbeit zum Kapital verlagern.
Um die Erfüllung der Staatsaufgaben – und eventuell zukünftig
ein bedingungsloses Grundeinkommen in welcher Variante auch
immer – zu finanzieren, werden deshalb Einkünfte aus
Kapitalvermögen, also z. B. Dividenden, Gewinne aus
Aktienverkäufen etc., stärker besteuert werden müssen. Die
derzeitige Abgeltungssteuer von 25 % auch bei hohen und höchsten
Einkommen ist meines Erachtens zudem grob ungerecht. Die
Einführung einer Tobin-Steuer scheint mir unerlässlich, um
erstens Steuereinnahmen zu generieren und zweitens den
spekulativen Handel zu begrenzen. Weitere Überlegungen zur
Steuergesetzgebung enthält der Text
Vorschläge für ein
besseres Steuersystem.
Bezüglich der Erbschaftsteuer sollte überdies erwogen werden,
nicht nur Geld, sondern auch Aktien/Unternehmensanteile,
Grundstücke, Häuser und Kunstwerke – wie faktisch bereits in
Einzelfällen geschehen – zur Begleichung der Erbschaftsteuer zu
akzeptieren. Davon könnten sowohl der Staat bzw. das Bundesland
als auch die/der Steuerpflichtige profitieren: Der
Steuerpflichtige müsste die geerbten Aktien, Kunstwerke etc.
nicht zu einem möglicherweise gerade eher bescheidenen Marktwert
veräußern, das Bundesland käme möglicherweise relativ günstig an
Sachwerte, die es entweder selbst nutzen oder später sinnvoll veräußern
könnte. Aktien bzw. generell Unternehmensanteile könnte das Bundesland z. B.
behalten, eventuell in einem Staatsfond zusammenfassen und so an
den (zu erhoffenden) Erfolgen der Unternehmen finanziell
teilhaben. Da das Geld bei dieser Lösung im Unternehmen verbliebe, wäre das vor
allem von den politischen Interessenverbänden der
Familienunternehmen mantrahaft wiederholte Argument gegen die
Erhebung von Erbschaftsteuern bei Unternehmenserben, die
Erbschaftsteuer entziehe dem Unternehmen Kapitel und gefährde
dadurch Arbeitsplätze, endgültig obsolet und es könnte die jedem
Gerechtigkeitsempfinden Hohn sprechende gesetzliche Regelung
geändert werden, dass ausgerechnet die im Durchschnitt reichsten
Erben, nämlich die Unternehmenserben, in Deutschland bei
geschicktem Vorgehen keinen Cent Erbschaftsteuer zahlen müssen.
Facebook, YouTube etc.
Ein besonders herausragendes Beispiel für die wirtschaftliche,
kulturelle und politische Macht eines einzelnen Unternehmens
bzw. sogar nur eines einzigen Unternehmers, nämlich Mark
Zuckerbergs, und den Missbrauch dieser Macht ist Facebook. Das
"soziale" Netzwerk hat durch die Weiterverbreitung von Lügen
(Fake News), die von Donald Trump, seinem Wahlkampfteam und
Putin-Trollen in die Welt gesetzt bzw. in Facebook
veröffentlicht wurden, wahrscheinlich nicht unerheblich zum
Wahlsieg Donald Trumps beigetragen. Facebook ermöglicht und
erlaubt zudem Islamisten, Rechtsradikalen, Anhängern
von Verschwörungstheorien, Fanatikern aller Colour und sonstigen
Verblendeten und Kriminellen die Verbreitung von Lügen, Verleumdungen,
Beleidigungen, Drohungen, Aufrufen zur Gewalt, Anleitungen zum
Mord und Selbstmordattentat usw. usf. Facebook hat außerdem in
den vergangenen Jahren die Aufklärung von Straftaten, die in
Facebook oder mit Hilfe von Facebook oder zum Zwecke ihrer
Präsentation auf Facebook begangen wurden, in fast allen Fällen
durch Nichtbeantwortung von Anfragen der Polizei und
Verweigerung der Herausgabe von Informationen über die Täter
unmöglich gemacht. Facebook nimmt also um der Steigerung des
Gewinns willen das Leiden und sogar die Tötung von Menschen in
Kauf.
Ähnlich wie bei Facebook werden der Nutzerin / dem Nutzer auch
bei YouTube, einem Unternehmen, das zu Google gehört,
rechtswidrige oder auch "nur" verletzende Inhalte angezeigt, ohne dass man danach gesucht
oder sie zu sehen gewünscht hätte. Man muss sich nur einfach
anschauen, was YouTube an Videos der Reihe nach vorführt, und
landet mit hoher Wahrscheinlichkeit nach einer Weile bei
gewaltverherrlichenden oder verleumderischen oder gefakten
und/oder politisch und/oder religiös radikalen Videos. Man sollte deshalb
auf keinen Fall Kinder unbeaufsichtigt YouTube gucken lassen –
auch nicht sogenannte Kinderkanäle.
Die Algorithmen von YouTube sind nämlich ebenso wie jene von Facebook
schlicht und einfach unfähig, zwischen rechtswidrigen
und rechtskonformen, gefährlichen und ungefährlichen, für Kinder geeigneten und für Kinder nicht
geeigneten Inhalten zu unterscheiden, und da YouTube/Google
genauso wie Facebook möglichst wenig Geld für Mitarbeiter(innen) ausgeben möchte, die
die Inhalte begutachten, werden eben immer wieder rechtswidrige
oder zumindest problematische Videos hochgeladen. Dass die
Produzent(inn)en der Videos an der im Umfeld des
Videos gezeigten Werbung mitverdienen können, ist natürlich ein
zusätzlicher Anreiz, möglichst viele und möglichst viel
Aufmerksamkeit erregende Videos anzubieten.
Seit Inkrafttreten des
Netzwerkdurchsetzungsgesetzes sind Facebook, YouTube etc. offenbar eher bereit, eindeutig rechtswidrige
Inhalte zeitnah zu entfernen – um finanzielle Sanktionen zu
vermeiden. Die Probleme, dass rechtswidrige oder auch "nur"
verletzende Inhalte in den
"sozialen" Netzwerken veröffentlicht und weiterverbreitet werden
und dass die durch Fake News, Verleumdungen, Beleidigungen,
Drohungen oder Aufrufe zur Gewalt Geschädigten es immer noch
schwer – wenn auch nicht mehr ganz so schwer – haben, gegen die
Täter(innen) vorzugehen und z. B. Schadenersatz und/oder
Schmerzensgeld einzuklagen, sind durch das Gesetz jedoch nicht
beseitigt worden. Deshalb schlage ich folgende Änderung vor:
So wie jede Privatperson und jedes Unternehmen für die Inhalte
ihrer/seiner Websites einschließlich aller Blogs,
Diskussionsforen und Werbebanner straf- und zivilrechtlich
verantwortlich ist, so sollten auch Facebook, YouTube etc. für
die Inhalte ihrer Website straf- und
zivilrechtlich voll haftbar gemacht werden – insbesondere
finanziell. Eine Geschädigte / ein Geschädigter sollte also von
Facebook, YouTube etc. Schadenersatz und/oder
Schmerzensgeld einklagen oder von einer Schiedsstelle
zugebilligt bekommen können und nicht jeder Online-Täterin /
jedem Online-Täter hinterherlaufen müssen.
Jedes Anzeigenblättchen in Kleinkleckersdorf muss seine Seiten –
auch seine Online-Seiten – zumindest rudimentär redaktionell
betreuen. Und das soll man von Facebook, YouTube etc. nicht
verlangen dürfen? Erforderlichenfalls müssen Facebook, YouTube
etc. eben alle Beiträge, bevor (!) sie zur Veröffentlichung
freigegeben werden, durchsehen und schon im Vorfeld Drohungen,
Hassreden, Fake News und Fake Videos, Beleidigungen,
Verleumdungen etc. löschen. Das ist meines Erachtens keine
Zensur, sondern eine rechtsstaatliche Selbstverständlichkeit.
Facebook, YouTube etc. sind meines Erachtens auch keine
"öffentlichen" Räume, wie bisweilen zu lesen ist, sondern
Privatunternehmen mit dem offensichtlichen und – gemessen an den
Taten, nicht an den Worten ihrer Gründer und Haupteigner –
hauptsächlichen Ziel der Gewinnmaximierung.
Vgl. Sie zu Facebook auch
Die Interessen
der Konzerne sind nicht die Interessen der Bevölkerung.
Google
Wohl noch wichtiger als Facebook und YouTube ist Google: Für die meisten
Nutzer ist Google das Tor zum Web. Andererseits gilt: Was nicht
auf der ersten Seite der Trefferliste von Google erscheint, ist
für die meisten Nutzer faktisch nicht existent, denn die meisten
Nutzer gehen offenbar davon aus, dass die Suchergebnisse
tatsächlich nach Relevanz geordnet sind, also die zu dem
Suchbegriff passendsten Ergebnisse ganz oben stehen, und sehen
sich die weiteren Seiten der Trefferliste gar nicht mehr an.
Dass die zuoberst gelisteten Webseiten die zutreffendsten sind,
muss aber, wie bereits im Abschnitt zu Google in
Die Interessen
der Konzerne sind nicht die Interessen der Bevölkerung
erläutert wurde, nicht zwangsläufig der Fall sein, da Google
unabhängig von der Qualität des Inhalts große Websites, auf die
viele – zum Teil gekaufte – Links verweisen, bei der Platzierung
auf der Trefferliste bevorzugt. In der Praxis ist es so, dass
nichtkommerzielle und kleine Websites finanzschwacher Anbieter
von Google bei der Platzierung innerhalb der Trefferliste
unabhängig von der Qualität des Inhalts systematisch
benachteiligt werden. Was kann man dagegen tun?
In Die
Interessen der Konzerne sind nicht die Interessen der
Bevölkerung hatte der Verfasser als hauptsächliche
Gegenmaßnahme vorgeschlagen, Google zu verpflichten, seinen
Algorithmus zumindest einem Kreis von Sachverständigen
offenzulegen und Änderungsvorschläge, die zu mehr Gerechtigkeit
bei der Bewertung von Webseiten hinsichtlich ihrer Relevanz in
Bezug auf bestimmte Suchbegriffe führen, zu berücksichtigen. Als
weitere Maßnahme wäre denkbar, Googles Versprechen beim Wort zu
nehmen und Websitebetreibern das Recht zu geben,
Schadensersatzansprüche (z. B. wegen mutmaßlich entgangener
Einnahmen) und/oder Schmerzensgeldansprüche (z. B. wegen
mutmaßlich entgangener Anerkennung) gegenüber Google geltend zu
machen, sei es vor Gericht oder bei noch einzurichtenden
Schiedsstellen. Als Beweis sollte ein Vergleich der in Bezug auf
den Suchbegriff inhaltlich besseren, aber von Google schlechter,
also weiter unten platzierten Webseite mit einer bei gleichem
Suchbegriff von Google besser, also weiter oben platzierten,
aber inhaltlich in Bezug auf den Suchbegriff erkennbar
schlechteren Webseite genügen.
Grenzen des Marktes, Pflichten des Staates
Bereits in früheren Texten, z. B.
Brauchen wir
Staatsbetriebe?, hat der Verfasser darauf hingewiesen, dass
"die Wirtschaft" und "der Markt" mitnichten alles bestens und in
angemessener Zeit und zum Vorteil der Kundinnen und Kunden richten,
sondern dass eine Regulierung durch den Staat oder sogar ein
direktes Eingreifen des Staates in vielen Fällen notwendig ist,
insbesondere dann, wenn "der Markt" gar nicht richtig
funktioniert, z. B.
- weil die maßgeblichen Personen einer ganzen Branche als
Folge hemmungsloser Habgier und daraus resultierenden
Leichtsinns völlig versagt haben oder sogar im Vertrauen
darauf, dass der Staat ihre Institute wegen ihrer
Systemrelevanz schon retten wird, bewusst übergroße Risiken
eingegangen sind (z. B. Bankwesen),
- weil es im betreffenden Marktsegment nur einige wenige
Anbieter gibt, die sich zudem eventuell informell bezüglich
der Preise, der Desinformation (potenzieller) Kunden und
allgemein der Öffentlichkeit, der Umgehung oder Missachtung von Gesetzen etc. absprechen (z. B.
Automobilindustrie),
- weil das gesamte "Markt"segment im Grunde gar kein Markt
ist, da die "Kunden" keine wirklichen Kunden sind, sondern
Hilfsbedürftige (generell Gesundheitswesen, speziell
Arztpraxen, Apotheken, Krankenhäuser, Alten- und
Pflegeheime, Pflegedienste, häufig auch Arbeits"markt" bzw.
"Kunden" der "Agenturen für Arbeit"),
- weil der "Kunde" zwar nicht unbedingt grundsätzlich
hilfsbedürftig, aber auf das Produkt zwingend angewiesen
ist, was bei knappem Angebot und großer Nachfrage für den
"Kunden" zum Problem werden kann (z. B. Wohnungs"markt",
Arbeits"markt"),
- weil im Marktsegment großenteils mit Produkten gehandelt
wird, die – unter Einbeziehung des Kleingedruckten – von
vielen Kunden entweder gar nicht oder nur unter Einsatz von
sehr viel Zeit und Mühe verstanden und bezüglich ihrer Vor-
und Nachteile / Chancen und Risiken richtig eingeschätzt
werden können (z. B. Bankwesen, Versicherungswesen,
Lizenzwesen),
- weil es in dem Marktsegment nur ein einziges großes und marktbeherrschendes
Unternehmen gibt, das die Regeln diktiert (Facebook, Google,
vielleicht bald auch Amazon, wenn der übrige Einzelhandel weiterhin
keine adäquaten Konkurrenzplattformen im Web schafft),
- weil selbst Einzelhandelsunternehmen, die Artikel des
täglichen Bedarfs anbieten, sich aus ganzen Stadtvierteln
oder kleineren Ortschaften zurückziehen, da Einkaufscenter
auf der Grünen Wiese / in Gewerbegebieten lukrativer sind,
so dass alle Menschen, die kein Auto (mehr) besitzen /
fahren können, ohne fremde Hilfe nicht einmal mehr ihren
alltäglichen Bedarf an Lebensmitteln und Haushaltsartikeln
decken können. Die Waren online zu bestellen und sich
zuschicken zu lassen ist häufig auch keine Lösung, denn
wenn der Paketbote niemanden antrifft oder überfordert oder
faul ist, wirft er einfach einen Zettel in den Briefkasten,
auf dem dann steht, dass man das Paket innerhalb einer
festgelegten Frist irgendwo weit weg abholen kann – für
Menschen ohne Auto keine gute Alternative.
In allen diesen Fällen sollte in einer Demokratie, die zugleich
ein Sozialstaat ist, meines Erachtens der Staat eingreifen,
indem er z. B.
- Unternehmen nicht so groß werden lässt, dass sie aus
systemischen Gründen nicht zahlungsunfähig werden dürfen,
- speziell bei Banken die Risiken einer Kreditvergabe
dadurch begrenzt, dass er die Banken verpflichtet, die
Bonität (potenzieller) Kreditnehmer strenger zu prüfen – Startups können von Wagniskapitalgebern finanziert werden
–,
und den Handel mit zweifelhaften, komplexen und
intransparenten Wertpapieren, bei denen mutmaßlich Risiken
verschleiert werden, verbietet,
- die maßgeblichen Personen in Unternehmen, die Kunden
und/oder der Allgemeinheit gesetzeswidrig bewusst schaden,
zu überführen versucht und im Erfolgsfall auch
strafrechtlich belangt – bislang ist z. B. kein
Vorstandsmitglied eines Autoherstellers als Folge des
Abgasskandals wegen vorsätzlicher Luftverschmutzung oder
Körperverletzung oder Tötung verurteilt worden –,
- Verstöße gegen das Kartellrecht und Lauterkeitsrecht
stärker verfolgt und strafrechtlich ahndet,
- den diesen von der Politik aufgezwungenen
Konkurrenzkampf der Krankenhäuser, der zulasten der
Patient(inn)en und des Pflegepersonals geht, beendet und
eine vernunftgemäße bundesweite Krankenhausplanung betreibt
(vgl. Sie dazu
Tipps zur
Gesundung des Gesundheitssystems),
- dafür sorgt, dass die "Agenturen für Arbeit" die
Arbeitsmarktchancen von Arbeitslosen realistisch
einschätzen, sie tatsächlich bei der Arbeitssuche
unterstützen – anstatt sie nur regelmäßig zu Gesprächen
vorzuladen, weil dazu eine gesetzliche Verpflichtung besteht
– und z. B. wegen ihres Alters oder wegen physischer oder
psychischer Gebrechen dauerhaft Chancenlose nicht
malträtieren,
- selbst für Wohnungen sorgt, den Wohnungsbau beschleunigt
und sachlich ungerechtfertigte Mietzinssprünge verhindert,
wie oben vorgeschlagen,
- dafür sorgt, dass bei komplizierteren Produkten wie
Versicherungen oder Krediten oder Geldanlagen immer auch
Standardprodukte / Standardverträge existieren, die von
Verbraucherschützern für gut befunden oder sogar
mitkonzipiert wurden und auf die sich Verbraucher(innen),
die nicht jeweils ein paar hundert oder tausend Produkte
inklusive des Kleingedruckten oder sogar nur digital
verfügbarer Zusatzbestimmungen miteinander vergleichen
möchten, "blind" verlassen können,
- dafür sorgt, dass Kund(inn)en nicht durch die
Nutzungsbedingungen von Softwareprogrammen – die bereits
bezahlt wurden und trotzdem nicht ohne nachträgliche
Zustimmung zu meistens unzumutbar umfangreichen
Nutzungsbedingungen eingesetzt werden können! – sowie die
Nutzungsbedingungen von "sozialen" Netzwerken übervorteilt
werden,
- marktbeherrschende Unternehmen und Monopolunternehmen
kontrolliert und reglementiert und dafür sorgt, dass sie
ihre Macht nicht ausnutzen / missbrauchen,
- entweder große Einzelhandelsunternehmen dazu
verpflichtet, auch in Stadtvierteln und kleineren
Ortschaften Geschäfte mit einem hinreichenden Sortiment zu
angemessenen Preisen zu betreiben, oder den Paketdiensten
auferlegt, Pakete auch tatsächlich zuzustellen und nicht
einfach nur irgendwo zur Abholung bereitzulegen. Im Hinblick
auf Lebensmittel wäre wohl die erste Lösung die bessere. So
wie der Staat – entweder selbst oder durch Beauftragung –
sich darum kümmern muss/müsste, dass die medizinische Versorgung
überall mindestens ausreichend ist, muss/müsste er meines Erachtens
auch garantieren, dass Lebensmittel, Haushaltsartikel etc.
für Menschen ohne Auto erreichbar und erschwinglich sind.
Entstehungszeit: Februar 2018
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